28.06.2009

So funktioniert das mit Europa

Zumindest korrupte Siemensmanager scheinen das ausnutzen zu wollen.
Heute meldet die Süddeutsche:

Was weiß Michael Christoforakos über den Siemens-Schmiergeldskandal? Der ehemalige Griechenland-Chef soll CDs mit brisanten Informationen deponiert haben.


Seit vier Tagen sitzt Michael Christoforakos in München-Stadelheim im Gefängnis. Vertraute des ehemaligen Top-Managers berichten, ihm gehe es sehr schlecht. Der frühere Chef von Siemens Hellas, dem griechischen Ableger des weltweit agierenden Industriekonzerns mit Stammsitz in München, sei geschockt und deprimiert. Er verkrafte es nicht, nach einer langen Karriere, die ihn bis in höchste Kreise führte, nun zusammen mit Kriminellen eingesperrt zu sein.

So ist es in den vergangenen Jahren auch anderen Siemens-Managern ergangen, die sich wegen des Schmiergeldskandals plötzlich hinter Gittern befanden und ziemlich schnell auspackten, um wieder frei zukommen. Eine andere Wahl wird wohl auch der Mann aus Athen nicht haben.

Christoforakos befindet sich in Auslieferungshaft. Die griechische Justiz will ihn wegen der vielen Schmiergeldzahlungen von Siemens Hellas an die nationale Telefongesellschaft OTE vor Gericht stellen. Korruption wird in Athen mit lebenslanger Haft bestraft. Für den 56-jährigen Geschäftsmann und Familienvater ist das ein Horrorszenario.

Seine Münchner Anwälte Stefan Kursawe und Daniel Braun sehen freilich einen Ausweg. Ihr Mandant soll der Münchner Staatsanwaltschaft erzählen, was er über die Korruption bei Siemens weiß, welche Ex-Vorstände in die Causa verwickelt sind und wer in Athen bestochen wurde, bis hin zu Abgeordneten und Ministern. Dann könnte der Grieche, der auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, in München vor Gericht kommen und in seiner Heimat für dieselben Delikte nicht noch einmal bestraft werden. "Christoforakos ist bereit, sich einem Verfahren in München zu stellen", sagt Kursawe. Und: "Da wird er kooperieren." Die deutsche Justiz hat wegen des Siemens-Skandals noch keine Gefängnisstrafe ausgesprochen.


Aha - so funktioniert das Spiel mit der EU - in einem Land Scheisse bauen und dann in das Land flüchten in dem die Strafe am geringsten ist. Prima Idee. Was doch alles mit etwas Geld in der Tasche so möglich ist.


In der neuen Woche soll Christoforakos offenbar von Oberstaatsanwältin Hildegard Bäumler-Hösl vernommen werden, die mit einem größeren Team von Kollegen seit Jahren die Sache Siemens bearbeitet und immerhin auch gegen vier ehemalige Vorstände ermittelt. Der Grieche mit deutschem Pass weiß viel, und er hat sich offenbar gut abgesichert. Er soll bei zwei Münchner Notaren CDs mit Informationen über Schmiergeldzahlungen in Athen hinterlegt haben.

Darin soll akribisch notiert sein, wer bei Siemens und in Griechenland alles in den Skandal verwickelt ist. Nach Erkenntnissen der Ermittler hat der Konzern für Großaufträge der Telefongesellschaft OTE, der Armee und der Regierung sowohl OTE-Direktoren wie auch Politiker bestochen und heimlich Wahlkämpfe der beiden großen Parteien finanziert, der konservativen Nea Dimokratia und der sozialistischen Pasok.

Unter ehemaligen Siemens-Vorständen, denen die Staatsanwaltschaft bislang nichts nachweisen kann, geht nun die Angst um. Angeblich hat ein früheres Mitglied der Konzernspitze sich bei Vertrauten von Christoforakos besorgt erkundigt, was er nun zu tun gedenke. In Griechenland sitzt derweil Volker Jung fest, ein anderer Ex-Vorstand von Siemens.

Die dortige Justiz ermittelt wegen der vielen Schmiergeldzahlungen in Athen gegen Jung und hat nach einer Vernehmung Anfang Juni ein Ausreiseverbot gegen ihn verhängt. Der 69-jährige Siemens-Rentner aus dem Münchner Nobel-Vorort Grünwald weist alle Vorwürfe zurück.

In griechischen Medien wird spekuliert, die dortige Justiz plane ein Koppelgeschäft. Jung dürfe nach Deutschland zurück, wenn die deutschen Behörden Christoforakos nach Griechenland auslieferten. Dagegen würde sich Christoforakos wehren, sagt dessen Anwalt Peter. "Das wäre rechtsstaatlich nicht in Ordnung. Es geht hier ja nicht um Geheimagenten, die ausgetauscht werden sollen."


Rechtsstaatlich nicht in Ordnung? Was soll denn bitte schön das heissen? In Schmiergeldskandale verwickelt zu sein ist aber in Ordnung oder wie?! Normalerweise sollten solche unsozialen Schweine in das Land verfrachtet werden, in dem sie die höchste Strafe zu erwarten hätten.

Findet jetzt auch noch Verbrechenstouristik in Deutschland statt? Prima Sache. Irgendwo Mist bauen und in dem Unternehmer- und Managerfreundlichem Diktatur Demokratiestaat verknacken lassen, weil es dort mit einer Geldstrafe getan ist. Ein Hoch auf Europa!

Auch Jungs Athener Anwalt Wassilis Karkazis will von einer solchen Lösung nichts wissen. "Es sollte in der Europäischen Union möglich sein, diese Probleme anders zu lösen als durch einen Austausch von Beschuldigten", sagt Karkazis. Alle Versuche von ihm, das Ausreiseverbot für Jung aufheben zu lassen, sind bislang aber gescheitert.

In den kommmenden Tagen will ein Staatsanwalt aus Athen nach München reisen, um die Auslieferung von Christoforakos zu erwirken. Von diesem Termin könnte es auch aufhängen, wie lange Jung noch auf der ägäischen Insel Paros bleiben muss, wo er ein Haus besitzt. Viele Deutsche machen dort gerne Urlaub, doch Jung will endlich zurück in die Heimat. Seine Ex-Kollege Christforakos dagegen nicht.


Ich hoffe der griechische Staatsanwalt hat Erfolg und die korrupte Bande landet in einem griechischem Assiknast bis zum Lebensende!

Quelle :Sueddeutsche.de

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Was meinst du dazu?